Nietzsche in Nizza
Manchmal lag ihm diese Stadt, manchmal wiederum nicht.
„Um zu genesen, brauche ich neue erstmalige Eindrücke“
(in „Friedrich Nietzsche – Chronik in Bildern und Texten“,
2000, S. 571). Damit begründete Nietzsche die Aufgabe seines
Winterwohnortes in Genua und wechselte nach Nizza. Das Klima dort
tat ihm sehr gut, allerdings dachte er immer wieder mit Sehnsucht
an Genua zurück. Vor allem die Wintermonate 83/85 und 85/86
entlockten Nietzsche nur Klagen. Im Winter 85/86 versuchte er eine
positive Stimmung hervorzuheben.
„Fünf Jahre dauerte die Nizza-Agonie, von
seiner hoffnungsvollen Ankunft aus Genua Ende November 1883 bis
zum April 1888. Sogleich beginnt er mit der Niederschrift des dritten
Teils des Zarathustra, der im Januar 1884 abgeschlossen wird“
(Tilmann Buddensieg 2002, Nietzsches Italien, S. 158).
Seinen ersten Winteraufenthalt verbrachte Nietzsche
von Dezember 1883 bis April 1884 in Nizza. Das passende Quartier
– wie immer musste es billig sein – fand der Philosoph
erst im Februar 1884 in der Pension de Genève, Petite rue
de St. Etienne (heute rue Rossini). Dorthin zog es ihn auch in den
folgenden Jahren immer wieder, manchmal zum Wohnen, manchmal, um
ein Abendessen einzunehmen. Bei einem Erdbeben am 23. Februar 1887
stürzte aucuh Nietzsches Zimmer im vierten Stock der Pension,
in dem der dritte und vierte „Zarathustra“ entstanden,
in sich zusammen.
Nietzsches erstes Quartier in Nizza befand sich in
der rue Ségurane 38 (2. Stock). Auch das Haus Villa Mazzoleni
(heute rue de Châteauneuf 39) in dem Nietzsche danach lebte,
steht heute noch. Damals allerdings noch umgeben von Hügelland,
ist das Haus heute eingeklemmt zwischen Neubauten.
„In dem Kapitel 'Vom Vorübergehen‘
des Zarathustra III schleudert Nietzsche einen alttestamentarischen
Fluch gegen die 'grosse Stadt‘“ (Tilmann Buddensieg
2002, Nietzsches Italien S. 158). Noch in seinem letzten Winter
in Turin war Nietzsche froh, Nizza endlich den Rücken gekehrt
zu haben.
Seite 1 2 3