Nietzsche in Turin
Nietzsche mochte Turin sehr, was er in sieben Beschreibungen
in Postkarten- oder Briefeslängen - kurz nach Ankunft in Turin
am 5. April 1888 (bis 5.Juni 1888) – zum Ausdruck gab.
“Nietzsches sieben Turin-'Bilder‘ entstanden
als Seh- und Sprachleistung innerhalb von fünf Wochen neben
der 'eigentlichen‘ Arbeit – wenn es denn solche Unterscheidung
bei Nietzsche geben sollte (Tilmann Buddensieg 2002, Nietzsches
Italien, S. 170). Nitzsche wohnte in der Via Carlo Alberto 6 im
obersten Stock. Es handelte sich um eine günstige Unterkunft,
die er auch bei seinem zweiten großen Aufenthalt in Turin
ab September 1888 – dem letzten in Italien überhaupt
– in Anspruch nahm.
Es begann eine zweite Serie der Turiner Briefe - Nietzsche
notierte sich viel bei seinen langen Spaziergängen durch die
Stadt. „Erst im letzten Monat seines Lebens in Turin erkennt
Nietzsche neben der historischen Stadt mit ihren Palästen,
Plätzen und Straßenarkaden zwei neue Bauwerke seiner
Zeit: Die 'Galleria dell’ Industria Subalpina‘ und die
'Mole Antonelliana‘ (Tilmann Buddensieg 2002, Nietzsches Italien,
S. 183). Im Winter 1888 wurde seine autobiographische Schrift "Ecce
homo" fertig.
Doch im Januar 1889 soll sich ein unzureichend bezeugter
Vorfall zugetragen haben - ein geistiger Zusammenbruch vor den Arkaden
der Universität an der Via Po. Nietzsche habe den Hals eines
Kutschenpferdes umklammert, das zuvor vom Kutscher angeblich geschlagen
wurde. Aus der Zeit stammen auch die berühmten „Wahnsinnsbriefe“
an Cosima
Wagner, Burckhardt und andere. Der geistige Zusammenbruch veranlasste
Franz Overbeck Nietzsche nach Deutschland zu holen.
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