Nietzsche in Basel
Von 1869-1879 lebte und wirkte Friedrich Nietzsche
in Basel. In diese Periode fallen wichtige äußere und
innere Erlebnisse, Entscheidungen und Begegnungen. In Basel vollzog
sich die Wandlung vom Universitätsphilologen und schwärmerischen
Wagnerianer zum philosophischen Schriftsteller.
Nietzsche erhielt 1869 einen Ruf auf den Basler Lehrstuhl
für Klassische Philologie. Das Dozentenamt beinhaltete zudem
noch die Pflicht, am Basler Obergymnasium, dem sogenannten "Pädagogium",
Griechisch-Unterricht zu erteilen. Nietzsche lebte sich gut ein
und erwarb sich rasch die Sympathien der Basler "besseren“
Gesellschaft.
Bald wuchs bei Nietzsche das Bedürfnis, über
den Schul- und Lehrstoff hinaus als kulturkritischer und philosophischer
Schriftsteller tätig zu werden. Ermuntert wurde er hierbei
von Richard
Wagner, dessen Landhaus in Tribschen bei Luzern von Nietzsche
regelmäßig aufgesucht wurde. In die Basler Zeit fällt
aber auch die Entfremdung zwischen Nietzsche und Wagner nach dem
Wegzug von Wagner nach Bayreuth.
Nietzsches erste Wohnadresse war Spalentorweg 2 (früher
Spalenthorweg geschrieben); das Haus wurde 1955 abgerissen. Anfang
Juli 1869 bezog Nietzsche eine Wohnung am Schützengraben 45
(heute wegen Umnummerierung Nr. 47). Am 12. August 1875 zog Nietzsche
gemeinsam mit seiner Schwester in die Wohnung Spalentorweg 48; jener
Haushalt wurde im August 1876 aufgrund Nietzsches Urlaubsjahres
aufgelöst. Die nächste Wohnung ab September 1877 war in
der Gellertstraße 22, auch die Räume teilte sich Nietzsche
mit seiner Schwester bis Ende Juni 1878. Danach bezog Nietzsche
sein letztes Quartier in Basel in der Bachlettenstraße 11,
unweit des wenige Jahre zuvor errichteten Zoologischen Gartens.
Krankheitssymptome und Selbstzweifel an seiner Befähigung
zum Philologiedozenten warfen Schatten über Nietzsches Basler
Jahre. Im Frühjahr 1879 reichte der von Kopfschmerzen und Magenproblemen
zermürbte Nietzsche bei den Basler Erziehungsbehörden
sein Entlassungsgesuch ein. Ihm wurde eine großzügige
Rente zugesprochen, dank der er weiter seine Reise- und Schreibtätigkeit
ausüben konnte - als heimatloser Philosoph.
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